Bildung in der digitalen Welt

von | Nov 22, 2022

Bildung in der digitalen Welt erfolgreich umzusetzen, erfordert ein Umdenken des Bildungssektors. Da digitale Medien aber die Lernkultur verändern, ist dieser Wandel bedeutsam. Eine sich entwickelnde Kultur kann unter anderem den Wissenserwerb verändern, selbstgesteuertes Lernen und vernetztes Denken fördern, kollaborative und kommunikative Arbeitsformen stärken und zeitgemäße Gestaltungsmöglichkeiten schulischer Lehr- und Lernprozesse ermöglichen.

Strategie: Bildung in der digitalen Welt

Die Kultusministerkonferenz hatte bereits im Jahr 2016 eine Strategie ausgearbeitet, welches ein Handlungskonzept für die zukünftige Entwicklung der Bildung in Deutschland vorlegt. In 2021 wurde diese Strategie dann um die Empfehlung „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“ ergänzt. Hier eine Übersicht zum Stand der Dinge. Die Empfehlung geht näher auf einzelne Aspekte der bereits ausgearbeiteten Strategie ein und reflektiert Erfahrungen und Learnings aus der Zeit der Pandemie. Zudem stellt sie die Bedeutung der Unterrichtsqualität und Schulentwicklung beim Einsatz neuer Technologien heraus.

Die Lehr- und Lernprozesse müssen neu gedacht werden

Mit der ergänzenden Empfehlung wird der Fokus auf die notwendigen digitalen Entwicklungsprozesse innerhalb der Schule gelenkt. Die Pandemie hat deutlich gezeigt, dass nicht einfach analoge Lernpläne im digitalen Raum wiedergegeben werden können. Zum einen, weil es an Interaktion zwischen Lehrern und Schülern mangelt und zum anderen, weil die Lehrkräfte oftmals nicht ausreichend qualifiziert sind. Das gilt in didaktischer als auch technischer Hinsicht. Das Gesamtkonzept Bildung in der digitalen Welt muss in Deutschland neu gedacht werden und die Digitalisierung ist treibende Kraft bei dieser Veränderung. 

Lange hat sich die Forschung mit der grundlegenden Frage beschäftigt, ob das Lernen mit digitalen Medien “besser” ist als traditionelle Unterrichtsverfahren und diese Diskussion führt sich weiterhin fort. Auch wenn es viele Studien dazu gibt, besteht ein Konsens, dass Medien das Potenzial haben, Lehr- und Lernprozesse anders gestalten zu können und damit die sich entwickelnde Kultur beeinflussen. Das Schulsystem steht mit dieser Erkenntnis vor einer Reihe an Herausforderungen, die die Länder in Zukunft angehen müssen. Um diese Prozesse einzuleiten, sollte der Bund unterstützen und Bürokratie abbauen. Das kann das Tempo der Entwicklung deutlich steigern und damit auch mittel- bis langfristig die Kosten der neuen Umsetzungen senken.

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Die Handlungsfelder der Strategie „Bildung in der digitalen Welt“

Der digitale Wandel und die damit einhergehenden Veränderungen müssen zunächst in der Gesellschaft integriert werden, bevor sie erfolgreich umgesetzt werden können. Dafür hat die Kulturministerkonferenz in mehreren Handlungsfeldern der Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ folgende Maßnahmen geplant, aufgeteilt nach Themenbereichen:

  • Bildungspläne und Unterrichtsentwicklung, curriculare Entwicklungen
  • Aus-, Fort- und Weiterbildung von Erziehenden und Lehrenden
  • Infrastruktur und Ausstattung
  • Bildungsmedien
  • E-Government und Schulverwaltungsprogramme, Bildungs- und Campusmanagementsysteme
  • Rechtliche und funktionale Rahmenbedingungen

Umsetzung noch holprig

Was die Umsetzung der festgelegten Empfehlungen und Ziele erschweren dürfte, ist das föderale System in Deutschland. Es gibt zwar einen bundesweit umzusetzenden Rahmen, allerdings können die einzelnen Länder die Empfehlungen unterschiedlich umsetzen. Hessen zum Beispiel hatte mit dem Pilotprojekt “Digitale Welt” ein neues Unterrichtsfach ins Leben gerufen. Allerdings ist dies nur ein erster Schritt zur Bildung in der digitalen Welt und weitere solcher Projekte müssen gefördert werden, damit sie sich langfristig etablieren. Erschwerend kommt hinzu, dass Deutschland sich eher scheu darin verhält, Neues auszuprobieren. Bis neue Entschlüsse gefasst werden, vergeht in der Regel sehr viel Zeit.

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Ein weiterer Haken besteht darin, dass in der Umsetzung des Digitalpaktes fast ausschließlich über Infrastruktur- und Ausstattungsmaßnahmen diskutiert wird. Hard- und Software spielen eine wichtige Rolle, allerdings bringt es wenig, wenn diese unzureichend oder gar nicht genutzt wird, weil die Lehrkräfte nicht geschult sind. Damit werden wertvolle Ressourcen und Budget verschwendet. Im Vergleich zu anderen Ländern hinkt Deutschland bei der Digitalisierung der Bildung hinterher. Das ist kein Geheimnis. Umso wichtiger ist es, dass die Verantwortlichen den Prozess aktiv voranbringen und damit langfristig beste Bildungschancen für alle Schüler*innen garantieren können.