Der Survival-Shooter Fortnite gehört zu den beliebtesten Computerspielen der Welt. Laut statista.com gibt es über 650 Millionen registrierte Nutzer*innen. Der Sohn unserer Autorin Silke Schröckert ist einer von ihnen. Ein guter Grund, nach vielen Jahren mal wieder selbst zum Controller zu greifen, findet die Zweifachmutter – um herauszufinden, wovon das eigene Kind da eigentlich so fasziniert ist …
Inhaltsverzeichnis
1. Vom LAN-Party-Profi zur ratlosen Mutter
Ich war immer der stolzen Meinung, eine coole Mutter zu sein, die sich in Sachen Computerspiele sehr gut auskennt. Immerhin konnte ich (und kann noch immer) ein Nintendo Entertainment System, eine PlayStation 2 und einen Nintendo DS mein Eigen nennen. Es gab sogar eine Phase in meinem jugendlichen Leben, in der ich mir die Nächte auf LAN-Partys um die Ohren schlug (ohne das W für „wireless“, also kabellos, denn wenn es auf diesen Veranstaltungen etwas gab, dann waren es Kabel, und zwar in Massen).
Doch dann kam unser Sohn in ein Alter, in dem er sich für Games interessierte. Plötzlich fielen bei uns zu Hause Begriffe wie „Brawler“ und „Battle Royale“ (die ich nicht kannte), er wünschte sich zum Geburtstag „V-Bucks“ für neue „Skins“ (was ich nicht verstand) und stellte mir Fragen über „Supercell-Accounts“ und „Split-Screen-Modi“ (die ich nicht beantworten konnte). Und ich realisierte: Ich hatte den Anschluss verloren. Nicht nur die Konsolen, auch die Games, die auf ihnen gezockt werden, waren mittlerweile um Generationen weiterentwickelt. Ich war keine coole Mutter, die sich auskannte – sondern eine, die noch nicht einmal weiß, was „Fortnite“ bedeutet (geschweige denn, was in dem Spiel passiert). Und das wollte ich ändern.
2. Was heißt eigentlich „Fortnite“?
Der erste Teil der Mission ist einfach ergoogelt: „Fort“ ist die englische Bezeichnung für Festung. Im ursprünglichen Spiel-Modus „Rette die Welt“ geht es bei Fortnite darum, tagsüber Ressourcen zu sammeln, um daraus eine Festung zu bauen. In der Nacht – auf Englisch „Night“ oder umgangssprachlich vereinfacht „Nite“ – kommen dann Zombies, gegen die man sich von der Festung aus verteidigen muss.
„Fortnight“ ist im Englischen außerdem eine Zeiteinheit, die die Verkürzung von „Fourteen nights“ (vierzehn Nächte) meint. Im Kontext des Spiels kann „Fortnight“ laut www.bedeutungonline.de so verstanden werden, dass die Spieler 14 Tage überleben sollen.
Das alles ist Wissen, das mir zwar Genugtuung verschaffte – mit dem ich aber weder meinen Sohn beeindrucken konnte, noch ein Verständnis für seine Faszination entwickelte. Also blieb nur eins: Ich musste das Spiel selbst spielen.
Und dabei habe ich drei ziemlich interessante Dinge gelernt.
3. Drei Dinge, die ich über Fortnite gelernt habe (und die auch für dich spannend sein können)
1. Die elterliche Neugier sorgt für Begeisterung
Die Freude meines Sohnes über mein ehrliches Interesse an dem Spiel ist enorm. Geduldig und stolz erklärt er mir nicht nur Steuerung und Ziel (kurz gesagt: Überleben) des Battle-Royale-Modus, den wir spielen. Er lotst mich auch liebevoll durch die digitale Welt, warnt mich rechtzeitig vor Gegnern, verrät mir seine liebsten Geheimgänge und Verstecke, erklärt mir die besten Waffen und feuert mich leidenschaftlich an in meinem „Survival“-Kampf gegen 99 andere Spieler*innen, die gemeinsam mit meiner Spielfigur auf einer (eigentlich ganz hübschen) Insel abgeworfen werden, um gegeneinander zu kämpfen. Wer am Ende als einziger überlebt, gewinnt die Runde. Überall auf der Insel sind Waffen und auch Heilmittel verteilt, die dabei helfen. Welche Ausrüstung und Ressourcen sich wo verbergen, erklärt mein Sohn mir leidenschaftlich und ausführlich – und ich freue mich über seine ausschweifenden Vorträge genauso ehrlich wie er sich über meine ernstgemeinten Nachfragen.
2. Das Spiel macht tatsächlich Spaß
Es liegt vermutlich auf der Hand: Weniger martialische spielerische Herausforderungen (wie der Kreativmodus in Minecraft) gefallen mir aus elterlicher Sicht deutlich besser als ein Spielprinzip, in dem es darum geht, 99 andere Teilnehmende möglichst schnell mit Schusswaffen zu erledigen. Aber: Ich verstehe nun die Faszination dahinter. Als ich mich mit meiner Figur hinter einer Hauswand vor den Gegnern verstecke, ist die Gefahr nicht echt – meine Aufregung aber schon. Genau wie meine Erleichterung, als ich es schaffe, zu fliehen (ja, ich renne lieber weg, als zu schießen, sehr zur Erheiterung meines Sohnes). Ein bisschen fühlt es sich an wie die kindliche Aufregung beim Paintball oder einer Lasertag-Geburtstagsparty. Und nach Party sieht das ganze Spiel auch aus: Statt düster dreinblickender uniformierter Soldaten, wie man sie aus anderen Shootern kennt, begegnen mir Mitspieler im Hasen- oder Bananenkostüm, mit Tiergesichtern und Fuchsschwänzen, ein Ninja Turtle ist dabei und sogar Godzilla persönlich. Ja, es bleibt ein Shooter, in dem es darum geht, als einzig Überlebender alle anderen auszuschalten. Aber ich gebe zu: Ich habe tatsächlich richtig Spaß an und in dieser quietschbunten Welt.
3. Eine Minuten-Vorgabe ist nicht sinnvoll
Diese dritte Erkenntnis ist für mich heute die wertvollste. Während ich mich gerade mit meiner Figur hinter einem großen Stein vor einem Gegner verstecke, werfe ich einen kurzen Blick auf meine Uhr: Die Runde dauert schon über 15 Minuten, aber es sind noch immer 25 Spieler*innen im Spiel – eine davon bin ich. Und da kommt mir die Erkenntnis: Wie ärgerlich wäre es, wenn ich JETZT mittendrin das Spiel beenden müsste, weil meine „Zockzeit“ abgelaufen ist? Es ist doch logisch, dass ich diese Runde zu Ende spielen möchte – und vorab gar nicht wissen kann, wie lange das noch dauern wird. Meinem Sohn exakt 15 oder 30 Minuten Fortnite zu erlauben, kann also nur in Diskussionen um die Bildschirmzeit enden – das wird mir in diesem Moment klar. (Wie es besser funktioniert, erfährst du hier.)
Ich beende die allererste Runde Fortnite meines Lebens tatsächlich in der Top Ten: Meine Versteck-Taktik hat mir einen 9. Platz eingebracht. Ich bin stolz. Auch auf dieses Ergebnis. Aber vor allem auf das, was ich höre, als mein Sohn jetzt zum Handy greift und eine Sprachnachricht an seinen Kumpel verschickt: „Ey du glaubst nicht, was meine Mutter gerade gemacht hat: Die hat echt Fortnite gezockt! Cool, oder?“
Mein Sohn und ich haben für kommendes Wochenende bereits ein Date: Wir wollen noch einmal gemeinsam Fortnite spielen, dieses Mal als Team gegen andere Zweier-Duos. Aber vorher, so viel steht fest, krame ich meinen alten Nintendo hervor – und fordere ihn zum Tetris-Duell heraus.
Eltern sein ist herausfordernd – wir unterstützen dich dabei.
Dein Kind soll für die Zukunft bestens gerüstet sein, aber auch jetzt mit Freude lernen? Unser Newsletter liefert dir ein mal pro Monat praktische Tipps, Expertenwissen und clevere Impulse, um dein Kind gezielt zu fördern – und um deinen Familienalltag entspannter zu gestalten. Ohne Druck, ohne Perfektion, aber mit jeder Menge Inspiration. Jetzt anmelden!