Die wichtigsten Regeln für WhatsApp, Signal & Co.

Selbst wenn noch nicht alle Kinder der Klasse ein eigenes Handy haben: Einen Klassenchat gibt es fast immer. Oft existieren die Chatgruppen schon an Grundschulen. Und spätestens beim Wechsel auf die weiterführende Schule sind diejenigen Kinder, die ein Smartphone und damit Zugang zu Messenger-Diensten besitzen, ohnehin in der Überzahl. Wer nicht drin ist im Chat, verpasst etwas – oder hat zumindest das doofe Gefühl, genau das zu tun.

Doch diejenigen Kinder, die Teil eines Gruppenchats werden, sind auch dessen Risiken ausgesetzt. Deshalb ist es umso wichtiger, dass alle Schüler*innen die wichtigsten Klassenchat-Regeln kennen.

WhatsApp-Klassenchat: Ab wie viel Jahren ist das erlaubt?

Zuallererst eine grundlegende Info: Das Mindestalter, um WhatsApp oder Signal verwenden zu dürfen, liegt laut den Nutzungsbedingungen der Anbieter bei 13 Jahren. Ein Blick auf die Handys jüngerer Kinder zeigt jedoch: Diese Altersgrenze wird nur selten sehr ernst genommen.

Hab also bitte kein schlechtes Gewissen, wenn den Kind bereits einen Messenger nutzt, obwohl es jünger ist – das ist das letzte, was wir mit diesem Text bewirken wollen! Vielmehr geht es darum, gemeinsam dafür zu sorgen, dass dein Kind sich in dieser Umgebung sicher bewegt.

Klassenchat-Regeln: Genug Input für eine ganze Unterrichtseinheit

Wie umfangreich das Thema „Klassenchat-Regeln“ ist, zeigt die Arbeit von Klicksafe.de: Die EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz hat für Lehrer*innen bereits eine ganze Unterrichtseinheit zum Thema „Klassenchat-Regeln“ zusammengestellt. Das ist klasse, kommt aber längst nicht an allen Schulen zum Einsatz. (Was, wie wir finden, irgendwie nicht verwunderlich ist: Theoretisch dürften Kinder unter 13 Jahren ja noch gar nicht Teil eines solchen Chats sein – wie soll die Schule dann eine Unterrichtseinheit dafür rechtfertigen?)

Über welche Punkte du selbst mit deinem Kind sprechen kannst, wenn es um die Sicherheit in Klassenchats geht, haben wir deshalb hier zusammengefasst. Regeln wie diese können deinem Kind und seinen Mitschüler*innen dabei helfen, ihren Klassenchat wirklich sinnvoll zu nutzen.

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Die wichtigsten Regeln im Klassenchat: So können sie aussehen

Klassenchat-Regel 1: Jeder darf, niemand muss

Der Klassenchat ist freiwillig und für alle zugängig. Das heißt: Wer nicht in den Klassenchat möchte, muss nicht rein. Aber wer in die Gruppe aufgenommen werden will, wird auch direkt aufgenommen. Es gibt kein Auswahlverfahren, keine Aufnahmeprüfung oder gar einen Beitrag, der geleistet werden muss. Und: Es gibt nur einen Klassenchat, in dem alle Schüler*innen, die es möchten, auch dabei sind.

Warum diese Klassenchat-Regel wichtig ist? Klassenchats, in denen einige Schüler*innen explizit ausgegrenzt werden, verleiten zum Lästern über eben diese Personen. Natürlich ist damit nicht gemeint, dass dein Kind keine Chatgruppen mit seinen Freund*innen gründen kann. Aber eine große Gruppe mit einem Namen wie „Klasse 5b ohne Lina und Sarah“ sollte Grund zur Nachfrage sein, warum ausgerechnet diese beiden Mädchen nicht mit dabei sein dürfen.

Klassenchat-Regel 2: Keine Lästereien und keine Beleidigungen
Eine klare Ansage: Im Klassenchat wird niemand beschimpft und über niemanden gelästert – unabhängig davon, ob die Person selbst im Chat ist oder nicht.

Warum diese Klassenchat-Regel wichtig ist? Der Umgang miteinander im Chat kann das ganze Klassenklima beeinflussen, und Stimmungen aus dem digitalen Gespräch übertragen sich in die Realität. Wenn im Klassenchat verletzende Worte fallen und sich ein Kind hier unwohl fühlt, so wird das auch seinen Schulalltag erschweren.

Klassenchat-Regel 3: Keine unnötigen Nachrichten
Der Klassenchat ist für alles da, was mit der Schule zu tun hat: Hier kann man nach verpasstem Unterrichtsstoff fragen, Unklarheiten rund um Hausaufgaben besprechen oder herausfinden, um wie viel Uhr der Ausflug morgen beginnt. Private Plaudereien oder Nachrichten, die sich nur an Einzelpersonen richten, haben hier aber nichts zu suchen. Dasselbe gilt für Fotos, Sticker, Gifs und Memes.

Warum diese Klassenchat-Regel wichtig ist? Informationen, die dringlich sind, gehen schnell unter, wenn sie sich zwischen einer Vielzahl von irrelevanten Nachrichten verstecken. Ploppen im Klassenchat also zig Nachrichten mit Memes und Emojis pro Tag auf, schaut niemand mehr so genau hin, ob sich darunter auch eine dringende Frage befindet. Der Vorteil für alle Kinder im Chat, wenn sie sich an diese Regel halten: Ihre gesendeten Nachrichten werden als wichtig eingestuft, gestellte Fragen werden so schneller beantwortet.

Klassenchat-Regel 4: Kettenbriefe sind verboten
Auch jede Form von Nachricht, die zum Weiterleiten auffordert, hat nichts im Klassenchat zu suchen. Am besten löschen die Admins des Klassenchats Kettenbriefe sofort, sollten sie doch einmal auftauchen.

Warum diese Klassenchat-Regel wichtig ist? Viele Kettenbriefe arbeiten nach dem Schema „Sende diese Nachricht an 20 Kontakte, sonst passiert etwas Schlimmes“ – also mit Angst. Kindern fällt es nicht immer leicht, diese Drohungen als Quatsch zu enttarnen. So kann eine vermeintlich witzige Textnachricht zu Druck und echter Angst führen.

Klassenchat-Regel 5: Bei Fotos immer um Erlaubnis fragen
Wenn Aufnahmen im Chat geteilt werden, wird zuvor jede Person, die auf den Bildern zu sehen ist, um Erlaubnis gefragt. Fotos dürfen nicht ohne Einverständnis der abgebildeten Personen geteilt werden.

Warum diese Klassenchat-Regel wichtig ist? Auch Kinder haben ein Recht am eigenen Bild. Sind sie eindeutig auf einem Foto zu erkennen, können sie bestimmen, was damit passieren darf – und was nicht. Dazu gehört auch, einer Veröffentlichung oder Weiterleitung zu widersprechen.

So hilfst du deinem Kind den Sinn der Klassenchat-Regeln zu verstehen

Regeln werden eher befolgt, wenn ihr Sinn klar ist. Bei den meisten Klassenchat-Regeln ist die Erklärung gegenüber deinem Kind einfach: Wie würdest du dich fühlen, wenn es einen Chat geben würde, in dem alle anderen Kinder Mitglied sind – nur du nicht? Und wie wäre es für dich, wenn ein Foto von dir herumgeschickt wird, das dir peinlich ist? Oder von dem du ganz einfach nicht möchtest, dass andere es auf ihrem Handy haben?

In den meisten Fällen gelingt dieser Perspektivwechsel leicht und hilft deinem Kind dabei, die Wichtigkeit einer solchen Regel sofort zu verstehen.

Klassenchat-Regeln: So können sie umgesetzt werden

Das heißt leider nur noch nicht, dass die Klassenchat-Regel auch von allen Kindern beachtet wird. Hier kann es helfen, „Verwarnungen“ einzuführen: Die Chat-Admins – das können zum Beispiel die Klassensprecher*innen sein – sprechen dann eine solche Verwarnung aus, sobald eine Regel gebrochen wird. Wer eine dritte Verwarnung erhält, fliegt, vielleicht zunächst zeitlich begrenzt, aus dem Chat.

Klingt alles ganz schön kompliziert? Lass es uns einmal klipp und klar sagen: Das ist es auch! Und ja, der leise Gedanke „Früher war das alles irgendwie einfacher“ ploppt auch bei uns immer wieder auf. Aber ein Klassenchat bringt auch Vorteile mit sich. Abfotografierte Seiten aus vergessenen Büchern, Infos zu fehlenden Hausaufgaben oder die rechtzeitige Info, dass in der ersten Stunde Sport ausfällt: Dein Kind profitiert im besten Fall von einem gut funktionierenden Klassenchat. Dafür ist es wichtig, dass es Klassenchat-Regeln gibt, an die sich alle halten – und Eltern, die sich zu diesem Thema informieren. 

Danke, dass du zu ihnen gehörst!


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